Vor seiner Zeit als Premierminister hatte Chamberlain eine erfolgreiche politische Karriere, einschließlich der Positionen als Gesundheits- und Finanzminister, wobei er sich einen Ruf als kompetenter Verwalter und Förderer von Sozialreformen erarbeitete. Als Sohn von Joseph Chamberlain, einem einflussreichen Politiker der viktorianischen Ära, und Halbbruder von Austen Chamberlain, einem früheren Außenminister, war Neville Chamberlain tief in der britischen Politik verwurzelt.
Als Premierminister ist Chamberlain jedoch am meisten für seine Außenpolitik und insbesondere für die Münchner Konferenz im September 1938 in Erinnerung geblieben. Auf dieser Konferenz stimmte er der Abtretung des Sudetenlandes von der Tschechoslowakei an Deutschland zu, eine Entscheidung, die er als Beitrag zur Erhaltung des Friedens in Europa betrachtete. Bei seiner Rückkehr nach Großbritannien verkündete Chamberlain berühmt-berüchtigt den „Frieden für unsere Zeit“, ein Zitat, das oft als Symbol für die gescheiterte Appeasement-Politik angeführt wird.
Trotz seiner Bemühungen um Frieden eskalierten die Aggressionen Nazi-Deutschlands weiter, und der Zweite Weltkrieg brach im September 1939 aus, nachdem Deutschland Polen angegriffen hatte. Chamberlains Regierung erklärte Deutschland daraufhin den Krieg, doch seine anfängliche Unfähigkeit, effektive militärische und politische Strategien gegen die deutsche Expansion zu formulieren, führte zu Kritik.
Im Mai 1940, nach dem katastrophalen Norwegen-Feldzug, wurde Chamberlains Führung zunehmend in Frage gestellt, sowohl von Mitgliedern seiner eigenen Partei als auch von der Opposition. Dies führte zu seinem Rücktritt und der Ernennung von Winston Churchill als seinem Nachfolger. Chamberlain diente danach kurzzeitig in Churchills Kriegskabinett, bis er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Er starb an Krebs am 9. November 1940.
Chamberlains Vermächtnis ist komplex und umstritten. Während einige ihn für seine Friedensbemühungen und seinen Glauben an Diplomatie und Verhandlungen loben, kritisieren ihn andere scharf für seine Nachgiebigkeit gegenüber Hitler, die viele als eine Fehleinschätzung der wahren Gefahr des Nationalsozialismus betrachten. Seine Politik der Appeasement wird oft als ein gescheiterter Versuch angesehen, den Frieden zu bewahren und einen weltweiten Konflikt zu verhindern.